Wir behandeln keine Krankheiten, sondern Menschen. Daher ist es trotz unserer Schwerpunkte und der damit verbundenen Ähnlichkeit vieler Symptome bei unseren Patientinnen und Patienten jedes Mal eine Herausforderung, dem Individuum gerecht zu werden. Diese Herausforderung nehmen wir gern an!
Auf der Seite zu Persönlichkeitsstörungen haben wir bereits festgestellt, dass manche Menschen einen besonderen Therapiebedarf haben.
Eine Akzentuierung von Persönlichkeitszügen – oder eine Persönlichkeitsstörung – ist jedoch nicht als Krankheit misszuverstehen. Vielmehr können bestimmte Eigenschaften von einem Menschen zum anderen unterschiedlich ausgeprägt sein. Dies betrifft z.B. die Fähigkeit zur Emotionsregulation oder Beziehungsgestaltung. Wenn solche Fähigkeiten weniger vorhanden sind, werden wir diese fördern, damit die Behandlung der Erkrankung, derentwegen Sie sich in unsere Behandlung begeben (z.B. Depressionen), besser gelingt.
Hierfür integrieren wir Elemente der folgenden Verfahren in Ihre Einzel-Psychotherapie.
Die Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT)
Die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) nach Marsha Linehan ist eine spezielle Behandlung für die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Die Borderline-Störung ist vor allem eine Störung der Emotionsregulation. Betroffene haben häufig Schwierigkeiten, Gefühle zu steuern. Sie werden von schmerzhaften Gefühlen und innerer Anspannung regelrecht überflutet. Dabei versuchen die Betroffenen durch impulsives oder selbstschädigendes Verhalten mit diesen intensiven Gefühlen und der hohen Anspannung umzugehen. Kurzfristig können diese Verhaltensweisen Erleichterung verschaffen, aber langfristig treten Schwierigkeiten auf, vor allem auch im zwischenmenschlichen Bereich. Betroffene schwanken häufig zwischen den Extremen – es gibt nur schwarz oder weiß, Menschen werden idealisiert oder entwertet. Reaktionen auf dieses Verhalten können von den Betroffenen aber kaum mit dem eigenen Verhalten in Verbindung gebracht werden, sodass diese sich missverstanden und ungerecht behandelt fühlen.
Zunächst soll im Rahmen von DBT-Maßnahmen eine verbesserte Selbst-Kontrolle erreicht werden und im nächsten Schritt emotionales Leiden reduziert werden. Skills sind konkrete Fertigkeiten, die Handlungsalternativen zu Selbstverletzung eröffnen, wenn Betroffene angespannt sind.
Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
Die Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) wurde als integratives Konzept ähnlich wie die DBT zunächst auf Menschen, die an einer Borderline-Störung leiden, zugeschnitten. Im Gegensatz zur DBT, die eher eine basale Therapie darstellt, kann MBT breiter eingesetzt werden. Viele Menschen mit Mentalisierungsschwächen können davon profitieren.
Was ist Mentalisierung?
Hierbei geht es darum, Gefühle, Gedanken, Überzeugungen und Verhalten voneinander zu differenzieren und insbesondere auch das Spektrum an Gefühlen auseinanderzuhalten und zu benennen. Im Rahmen dieser Therapieform steht der Beziehungsgedanke im Vordergrund.
Es geht also auch darum, Zusammenhänge von Gefühlen, Gedanken, Überzeugungen und Verhalten bei anderen Menschen zu verstehen. Somit können Menschen besser annehmen, dass die eigenen Gefühle und Gedanken “selbstgemacht” sind und andere Menschen wiederum ganz anders “funktionieren”. Dies ist eine Erkenntnis, die für viele Menschen nicht selbstverständlich ist und immer wieder zu Missverständnissen im Zwischenmenschlichen führt. Oftmals ermöglichen erst mentalisierungsfördernde Interventionen ein Level an Selbstreflexion, welches dann die Tür zu weiterführenden Therapien öffnet.
Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP)
Ein mit der MBT verwandtes Verfahren ist die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP, Transference-Focused-Psychotherapy) nach Kernberg. Die TFP vertritt die Vorstellung, dass die Schwierigkeiten der Betroffenen Wiederholungen sind, und zwar Wiederholungen von verinnerlichten Beziehungen aus der Vergangenheit. Dieser Theorie nach bleiben unbewusste Konflikte in der Persönlichkeit eingebettet.
Bei gesunden Personen weisen die verinnerlichten Beziehungsmuster eine gewisse Stabilität auf. Sie umfassen zumeist sowohl positive als auch negative Aspekte. Bei Betroffenen sind die verinnerlichten Aspekte solcher Beziehungen – und die damit verbundenen Konzepte von sich selbst – gezeichnet von dem wesentlichen Vorgang der Spaltung. Gute sind hierbei von schlechten verinnerlichten Beziehungs- und Selbst-Mustern getrennt und können in rascher Abfolge oder abwechselnd in der Therapie vorkommen.
Diesem Konzept nach ist es die Hauptaufgabe der Therapeutin (w/m/d), die therapeutische Beziehung als Modell heranzuziehen und zu verdeutlichen, wie die Spaltung diese Beziehung prägt. Hierzu sind auch rasche, präzise und zuweilen konfrontative Deutungen erforderlich. Im Laufe des therapeutischen Prozesses können Betroffene somit die voneinander gespaltenen Selbstanteile und Beziehungsmuster besser verstehen und integrieren.
Ähnlich wie im Hinblick auf die MBT so können auch von der TFP nicht nur von der Borderline-Störung Betroffene, sondern viele Patientinnen und Patienten profitieren.
Daher besteht die Kompetenz, diese Methode einzusetzen, in unserem Hause, und wird bei Bedarf in die aus mehreren verschiedenen Therapien bestehende Behandlung in der Tagesklinik eingeflochten.