Achtsamkeit ist in aller Munde. Zu viel Stress auf der Arbeit? Achtsamkeit! Überfordert in der Familie? Achtsamkeit! Burn-out und Depressionen? Achtsamkeit! Ein Allheilmittel? Mitnichten!
Therapiemodule, die Achtsamkeit fördern oder auf Achtsamkeit basieren, sind wertvolle Bausteine im Gesamtkontext eines Therapieplans – nicht mehr und nicht weniger. Somit ist Achtsamkeit kein eigenes, in sich geschlossenes Therapieverfahren. Vielmehr handelt es sich um einen Zustand, den zu erreichen in vielen Therapiemodulen bereichernd sein kann.
Achtsamkeitsübungen sind sehr gut geeignet, um in schwierigen Lebensphasen gesund und ausgeglichen zu bleiben.
Achtsamkeitsübungen können aber auch schädlich sein, nämlich dann, wenn Sie bereits sehr stark belastet sind. Dies gilt z.B. bei schweren Depressionen. In diesen Fällen können Achtsamkeitsübungen überfordern und durch Negativspiralen sogar gefährlich werden. Dies hängt mit der Aufmerksamkeit zusammen, die im Rahmen der Übungen auf gegenwärtige Gedanken und Gefühle gerichtet wird. Sollten diese nämlich sehr belastend oder von hoher Anspannung getragen sein, können sie unter erhöhter Aufmerksamkeit überwältigend wirken.
Übrigens: Achtsamkeitsübungen werden häufig von Menschen erlernt, die dadurch noch besser funktionieren und ihre Leistung optimieren möchten. Dies hat jedoch nichts mit dem Grundgedanken dieser Technik zu tun.
Der Begriff Achtsamkeit kommt so oder abgewandelt in unserer Alltagssprache vor. “Gib Acht!” rufen wir jemandem zu, der z.B. über einen Stein zu stolpern droht. Vielleicht hat sich diese Person gerade in Gedanken verloren und wir möchten sie auffordern, ihre Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten. Denn der Stein, über den die Person zu stolpern droht, bedarf keiner Interpretation oder Wertung. Es ist ein Stein, der aufmerksam wahrgenommen werden muss, damit man über ihn herüber steigt und nicht darüber stolpert.
Achtsamkeit meint eine spezielle Form von Aufmerksamkeit. Diese ist vorurteilsfrei und annehmend auf den Moment gerichtet. Im Gegensatz zum Begriff der Konzentration ist die Aufmerksamkeitsbereich aber sehr weit gestellt. Das heißt, alles kann achtsam bewusst wahrgenommen werden: Bilder, Landschaften, Gerüche, Kälte oder Wärme auf der Haut, Schmerzen, Gefühle.
Einer der bedeutendsten Autoren, der Achtsamkeit als Intervention zur Entspannung aus dem Buddhismus abgewandelt hat, ist Jon Kabat Zinn, einer der Erfinder der Entspannungsmethode MBSR.
Dies steht als Abkürzung für Mindfulness-Based Stress Reduction, also achtsamkeitsbasierte Stressreduktion bzw. Entspannung.
Achtsamkeit hat darüber hinaus in mehrere Psychotherapieverfahren Eingang gefunden, z.B. in die moderne Verhaltenstherapie im Rahmen der sogenannten dritten Welle der Verhaltenstherapie.
Die Intensivbehandlung in unserer teilstationären Phoenixseeklinik fußt auf mehreren Säulen:
MBSR findet im Rahmen der Entspannungsverfahren bei uns statt und wird mit Elementen von Yoga und Progressiver Muskelentspannung (PME) ergänzt.
Achtsamkeitsbasierte und -fördernde Elemente fließen auch in weitere Angebote der Phoenixseeklinik ein, z.B. finden sich Elemente aus der MBCT (Mindfulness Based Cognitive Therapy) in der Psychoedukation, Kunsttherapie und in der individuellen Verhaltenstherapie.