Die Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) entsteht aufgrund einer Verletzung körperlicher oder seelischer Art. Mögliche traumatisches Ereignisse sind an folgende Kriterien gebunden:
- Die Person war selbst Opfer oder Zeuge eines Ereignisses, bei dem das eigene Leben oder das Leben anderer Personen bedroht war oder eine ernste Verletzung zur Folge hatte.
- Die Reaktion der Person beinhaltet Gefühle von intensiver Angst, Hilflosigkeit oder Entsetzen.
- Durch das traumatische Erleben wird das Vertrauen in sich selbst und andere grundlegend erschüttert.
Die Häufigkeit des Auftretens einer PTBS ist abhängig von der Art des Traumas:
- Auftreten bei 50% der Betroffenen nach einer Vergewaltigung,
- Auftreten bei 25% nach anderen Gewaltverbrechen,
- Auftreten bei ca. 20% bei Kriegsopfern,
- Auftreten bei ca. 15% bei Verkehrsunfallopfern,
- Auftreten bei ca. 15% bei schweren Organerkrankungen (Herzinfarkt oder Krebs).
Die Entstehung einer PTBS hat viel mit dem Auseinanderfallen einer existenziell bedrohlichen Situation auf der einen Seite und mangelnden Bewältigungsmöglichkeiten – bis hin zur totalen Preisgabe – auf der anderen Seite zu tun.
Traumata lassen sich in zwei Arten unterscheiden.
Ein Trauma vom Typ-1 liegt vor, wenn es sich um ein kurzes, akutes und begrenztes traumatisches Ereignis handelt. Infrage kommen vor allem Unfälle und Katastrophen.
Dagegen liegt ein Trauma vom Typ-2 vor, wenn die traumatische Situation länger andauert. Hierfür in Betracht kommen z.B. wiederholte sexuelle Missbrauchshandlungen.
Als weiteres Unterscheidungsmerkmal ist relevant, ob das Trauma durch Menschen verursacht („man-made“) oder schicksalhaft (z.B. Naturereignis) ist.
Wie äußert sich eine Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)? Die Symptome
Das Trauma wird von den Betroffenen wiedererlebt, indem sich Erinnerungen aufdrängen („Flashbacks“) oder Alpträume darüber entstehen. Diese Erinnerungen können auch mit Bildern, Gefühlen und körperlichen Reaktionen einhergehen.
Neben dem Wiedererleben traumatischer Erfahrungen können auch Erinnerungslücken auftreten, das Ereignis kann nicht in einen Gesamtzusammenhang eingeordnet werden.
Es stellt sich nicht das Gefühl ein, dass „es vorbei ist“:
- Die Stressreaktion und das Gefühl der Bedrohung halten an. Diese Übererregung (“Hyperarousal”) kann sich in Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, vermehrter Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen oder dem schlechten Aushalten von Gefühlen zeigen.
- Um nicht ständig von Reizen, die von innen und von außen kommen, überflutet zu werden, versuchen viele Betroffene, sich zu schützen. Sie vermeiden nach Möglichkeit, an das Trauma erinnert zu werden, was natürlich nur bedingt möglich ist. Vermeidungsverhalten kann zum Beispiel bedeuten, dass man sich von Menschen zurückzieht, weil man wieder verletzt werden könnte.
- Neben der Vermeidung von äußeren Reizen gibt es auch eine innere Teilnahmslosigkeit. Man nimmt sich und seine Gefühle nicht mehr richtig wahr, fühlt sich vielleicht wie taub.
Die Merkmale einer PTBS können sich unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis zeigen, sie können aber auch verzögert auftreten. Die Generation der „Kriegskinder“ hat oft jahre- oder jahrzehntelang gut „funktioniert“ und ein anscheinend ganz normales Leben geführt. Es kann passieren, dass im Alter dann vermehrt Gefühle und Erinnerungen auftauchen, weil man sich vielleicht einsam oder ausgeliefert fühlt und die Widerstandskraft nachgelassen hat.
Eine PTBS wird als Diagnose benannt, wenn sich die Symptome nicht zurückbilden und über einen Zeitraum von vier Wochen weiterhin in einer belastenden Form vorliegen. Symptome können auch verzögert auftreten.
Eine weitere mögliche Störung nach einem belastenden Ereignis ist die akute Belastungsreaktion. Hierbei klingen die Beschwerden jedoch innerhalb von Tagen oder Wochen ab. Bei der PTBS können sie hingegen chronisch werden.
Stehen Betroffene Jahre oder Jahrzehnte lang unter dem Einfluss posttraumatischen Stresses, kann sich eine andauernde Persönlichkeitsänderung entwickelt haben. Typisch sind hierfür eine eher misstrauische Haltung der Welt gegenüber, sozialer Rückzug, Gefühle der Leere und Hoffnungslosigkeit, ein chronisches Gefühl von Nervosität und ein Erleben von Entfremdung.
Geht eine PTBS mit Persönlichkeitsänderungen bzw. Persönlichkeitsstörungen einher, liegt eine komplexe PTBS vor.
Intensivbehandlung der PTBS: Die Therapie-Optionen in der Phoenixseeklinik
Die Therapie der PTBS besteht aus drei Schritten, die nacheinander gegangen werden sollten, um einen nachhaltigen Therapieerfolg zu erzielen: 1. Sichern, 2. Stabilisieren und 3. Verarbeiten.
Phase 1: Sichern
Ohne eine sichere Umgebung kann eine PTBS-Behandlung nicht gelingen. In dem Setting der Tagesklinik in der Phoenixseeklinik Dortmund können wir Ihnen diesen sicheren Rahmen bieten.
Da Sie sich während der Tagesklinik-Behandlung abends und am Wochenende zuhause befinden, muss auch dort eine sichere Umgebung gewährleistet sein. Das heißt insbesondere, dass Täterkontakt ausgeschlossen sein muss. Sollte dies nicht gewährleistet sein, so wäre ein vollstationäres Setting (mit Übernachtung) zu wählen.
Phase 2: Stabilisieren
In dieser Phase bereiten wir Sie auf die Traumabearbeitung vor. Hierzu möchten wir mit Ihnen ein stabiles, wertschätzendes und empathisches therapeutisches Bündnis eingehen und dafür sorgen, dass Sie während der Traumabearbeitung gut aufgestellt sind.
Im Wesentlichen geht es in dieser Phase um zwei Aspekte.
Zum einen klären wir ab, ob neben einer PTBS noch weitere psychische Störungen bestehen, z.B. eine Depression oder Angststörung. Diese müssten vorrangig behandelt werden, damit Sie stabil genug für eine Traumabearbeitung werden.
Auch eine dissoziative Störung kann gemeinsam mit der PTBS vorkommen. Im Rahmen dieser Störung fallen seelische Teilfunktionen auseinander. Betroffene wirken „abwesend“. In diesem Falle üben wir mit Ihnen Fertigkeiten ein, welche der Dissoziation entgegenwirken können.
Zum zweiten erlernen Sie in dieser Zeit achtsamkeitsbasierte Verfahren, um Ihre Emotionen besser zu regulieren. Hierzu dient MBSR im engeren Sinne, aber auch Körpertherapie, Kunst– und Musiktherapie tragen dazu bei, Boden unter den Füßen zu gewinnen, bevor das Trauma bearbeitet wird.
Phase 3: Verarbeiten
Eine nachhaltige Genesung von Traumafolgestörungen ist nach derzeitigem Erkenntnisstand nur dann möglich, wenn das Trauma, das zuvor noch unverarbeitet war, nunmehr aufgearbeitet wird. Ein stützendes und stabilisierendes Vorgehen ist ebenfalls bedeutsam und zugleich Voraussetzung für weitere Schritte, reicht aber nicht aus.
Spezifische für die Traumabearbeitung angepasste Verfahren sind:
1. verhaltenstherapeutische Expositionsbehandlung und die kognitiv- verhaltenstherapeutische Behandlung von Traumafolgestörungen
Im Rahmen der traumaspezifischen Verhaltenstherapie sollen Denk- und Verhaltensmuster verändert werden, die durch das Trauma entstanden sind und sich auf das weitere Leben der Betroffenen ungünstig auswirken. Die kognitiven Verhaltenstherapie wendet unter anderem Methoden der kognitiven Umstrukturierung und der Traumakonfrontation an.
2. EMDR (Abkürzung für Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
Bei EMDR geht es darum, mittels Augenbewegungen eine beschleunigte Verarbeitung der traumatischen Erinnerung zu bewirken. Die strukturierte Wiederbegegnung mit der Erinnerung wird durch individuelle ressourcenaktivierende EMDR-Übungen vorbereitet.
Für Menschen, die im Rahmen dieser Behandlungsoptionen keine ausreichende Stabilisierung erfahren, kommt eine medikamentöse Begleitbehandlung in Frage.
In Einzelfällen kann auch eine Ketamin-Infusionsbehandlung (off-label) helfen. Ob ein solcher Sonderweg in Ihrer Behandlung in Betracht kommt, kann nur in einer persönlichen Untersuchung geklärt werden.
Im Bereich Psychotherapie -> Traumatherapie / EMDR / verhaltenstherapeutische Trauma-Exposition können Sie sich näher in die Thematik der Trauma-Behandlung einlesen, falls Sie dies wünschen.
Über die für Sie am besten geeignete Form der Trauma-Therapie beraten wir Sie hier in der Phoenixseeklinik in Dortmund gern persönlich.