Schlaganfall
Schwerpunkte

Einer unserer Schwerpunkte beschäftigt sich mit dem Schlaganfall, insbesondere mit dessen Vorsorge und der Nachsorge

Die Bezeichnung „Schlaganfall“ deutet auf ein „schlagartiges“ Ereignis hin, nämlich den plötzlichen Ausfall von Gehirnfunktionen wegen einer Durchblutungsstörung oder einer Hirnblutung. Eine  Durchblutungsstörung ist in 80% aller Fälle die Ursache, während Hirnblutungen nur für 20% der Schlaganfälle verantwortlich sind. Wir beschäftigen uns hier vorrangig mit den Durchblutungsstörungen des Gehirns.

Wichtig zu wissen: Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall! In Deutschland gehört der Schlaganfall zu den häufigsten schweren Krankheiten, die zu Behinderung dauerhafter Erwerbsunfähigkeit führen. Ca. 250.000 Menschen pro Jahr erleiden hierzulande einen Schlaganfall. Rund 90% aller Schlaganfälle sind auf beeinflussbare Risikofaktoren zurückzuführen – Grund genug, hier einmal genauer hinzusehen.

Ursachen

Wie bereits angesprochen, sind Durchblutungsstörungen für ca. 80% der Schlaganfälle verantwortlich. Man spricht auch vom „ischämischen Schlaganfall“ (von altgriechisch is-chein, „zurückhalten“ sowie haima, „Blut“). Die entsprechenden Durchblutungsstörungen sind zumeist auf eines der folgenden drei Phänomene zurückzuführen:

Arteriosklerose (im Volksmund auch „Arterienverkalkung“ genannt)
Diese Krankheit kann Blutgefäße betreffen, die das Gehirn versorgen. Einige Abschnitte davon liegen noch im Hals, andere bereits im Kopf unterhalb des Gehirns, wo sie sich verzweigen.

Die Ablagerungen („Plaques“) in den Gefäßen können einerseits durch eine Verengung oder Verschließung der hirnzuführenden Arterien eine Mangeldurchblutung entsprechender Hirngebiete verursachen. Dann spricht man von einem „hämodynamischen“, also blutflussbedingten, Gewebeuntergang. Der Gewebeuntergang wird auch „Infarkt“ genannt. Ähnlich wie beim „Herzinfarkt“ kommt es beim Schlaganfall also zu einem „Hirninfarkt“. Auf der anderen Seite können sich Bestandteile aus einer Plaque einer Arterie lösen und in ein Hirngefäß eingeschwemmt werden. Dann sprechen wir von einer „Embolie“, die ihrerseits einen Hirninfarkt auslöst.

Merke: Die Arteriosklerose der hirnzuführenden Gefäße oder großer Hirngefäße kann durch die Verminderung des Blutflusses, aber auch durch eine Embolie zum Infarkt führen.


Weiter entfernte Emboliequelle
Eine Embolie kann nicht nur durch die Ablösung aus einer Plaque entstehen. Sie kann auch aus dem Herzen stammen. In diesem Fall haben wir es häufig mit einem „Vorhofflimmern“ zu tun. Hierbei bewegen sich die Vorhöfe des Herzens, die normalerweise für ca. 15% dessen Auswurfleistung zuständig sind, ungeordnet. In anschaulich „Herzohren“ genannten Ausstülpungen dieser Vorhöfe können sich dann leichter Gerinnsel bilden, welche sich lösen und ins Gehirn gelangen können.

Kleinstgefäß-Erkrankung im Gehirn
Die bisherigen Ausführungen bezogen sich allesamt auf größere Gefäße außerhalb und innerhalb des Schädels bzw. das Herz. Jedoch können auch winzige Gefäße im Innern des Gehirns von Arteriosklerose betroffen sein. Man spricht von „zerebraler Mikroangiopathie“. Verschließen sich solche sehr kleinen Gefäße, dann entstehen „Löcher“ in der Tiefe des Gehirns, sogenannte „Lakunen“.

Seltene Ursachen
Andere Ursachen sind sehr selten, z.B. das Aufreißen einer Arterienwand (sogenannte „Dissektionen“), Wucherungen von Binde- und Muskelgewebe in den Gefäßwänden (sogenannte „Dysplasien“), Gefäßentzündungen (sogenannte „Vaskulitiden“) und genetisch bedingte Gefäßerkrankungen (z.B. „CADASIL“). Aufgrund der Seltenheit dieser Phänomene finden Sie hier keine nähere Berücksichtigung, werden jedoch von fachärztlicher Seite diagnostisch berücksichtigt.

Manchmal kann für einen Schlaganfall keine Ursache gefunden werden, man spricht dann z.B. von einem „Embolic Stroke of unknown Source / ESUS“.

Risikofaktoren

90% der Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind beeinflussbar! Hierzu zählen:

  • Bluthochdruck
  • Herzrhythmusstörungen (insbesondere Vorhofflimmern)
  • Cholesterinerhöhungen
  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • Zigarettenrauchen


Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren gehören:

  • höheres Lebensalter
  • männliches Geschlecht
  • genetische Disposition

Symptome

Ein Schlaganfall macht sich durch plötzlich (innerhalb von Sekunden) eintretende neurologische Defizite bemerkbar.Welche Symptome genau auftreten, ist abhängig vom betroffenen Gefäßterritorium. Häufig sind dies Sprachstörungen sowie einseitige Lähmungserscheinungen, die betont im Arm und Gesicht auftreten, und zwar auf der Gegenseite des Schlaganfalls. Für ca. 15% der Schlaganfälle ist eine Hirnblutung verantwortlich, welche sich anhand von Symptomen nicht von einer Durchblutungsstörung abgrenzen lässt.

Bei unklaren, plötzlich einsetzenden Ausfallerscheinungen immer 112 wählen!

Sonderfall: TIA

Die Abkürzung TIA steht für „transitorische ischämische Attacke“.

Von einer TIA spricht man, wenn die Symptome unter 24 Stunden anhalten, zumeist sogar nur unter 60 Minuten. Die Blockade des Blutgefäßes im Gehirn war dann nur vorübergehend. Häufig treten auf: ein vorübergehender Verlust des Sehvermögens, verwaschene Sprache und eine einseitige Muskelschwäche im Bereich einer Gesichtshälfte, eines Arms oder auch eines Beines.

Eine TIA ist stets ein Warnsignal und bedarf der weiterführenden Diagnostik, denn die TIA kann ein Vorbote für einen Schlaganfall sein. Vor allem in den ersten Tagen nach der TIA ist die Gefahr hoch, somit sollte die Diagnostik rasch nach dem Ereignis erfolgen.

Wir sind auf die Versorgung von Menschen spezialisiert, die eine TIA erlitten haben. Nehmen Sie bitte möglichst zeitnah Kontakt auf.

Diagnostik

  • körperlich-neurologische Untersuchung
  • Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße und des Hirngewebes
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • EKG und weitere kardiologische Diagnostik
  • Labordiagnostik
  • zum Ausschluss einer Blutung in den Hirnwasser-Raum (Subarachnoidalblutung): Lumbalpunktion

Therapie

Die Akutbehandlung von Schlaganfällen wird in Deutschland auf Spezialstationen, sogenannten „Stroke-Units“ (Stroke ist englisch für Schlaganfall, Unit für Station), durchgeführt. Hierzu zählen:

  • Entscheidung über eine auflösende Behandlung des Blutgerinnsels (sogenannte „Lyse“)
  • Entscheidung über eine mechanische Wiedereröffnung des Gefäßes / Entfernung eines großen Blutgerinnsels (sogenannte „Thrombektomie“, wird in der Neuroradiologie mit einem Katheter unter Röntgenkontrolle durchgeführt)
  • engmaschige Überwachung
  • Sauerstoffgabe
  • Optimierung des Blutdrucks (keine rasche Blutdrucksenkung!)
  • Optimierung des Blutzuckers und der Körpertemperatur
  • Frühmobilisation bzw. Frühreha zur Prävention von Behinderungen

Vor- und Nachsorge

Gern begleiten wir Sie im Rahmen eines differenzierten Vor- und Nachsorgekonzeptes gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern aus den Gebieten Kardiologie und Radiologie. Hierzu zählt zunächst die Kontrollen von Risikofaktoren, also Bluthochdruckoptimierung, Aufbau von Bewegung, Behandlung von Herzrhythmusstörungen (insbesondere Vorhofflimmern), Senkung des Cholesterinspiegels, Ernährungsberatung ggf. mit dem Ziel der Gewichtsreduktion, ggf. Einstellung eines Diabetes mellitus sowie Motivation und Unterstützung bei der Aufgabe des Rauchens.

Im Rahmen der Nachsorge optimieren wir Ihre Blutgerinnung, wobei uns verschiedene Medikamente zur Kontrolle der Aneinanderlagerung von Blutplättchen sowie zur Gerinnungskontrolle zur Verfügung stehen. Auch eine regelmäßige Verlaufsdiagnostik ist erforderlich. Wir beraten Sie gern zum optimalen Vorgehen.