Parkinson-Syndrom
Schwerpunkte

Parkinson, was heißt das?

Der Begriff Parkinson ist missverständlich. Gemeint ist häufig die Parkinson-Erkrankung, das sogenannte idiopathische Parkinson-Syndrom.

Dem Begriff Parkinson wird jedoch eine Vielzahl an Symptomkomplexen (Syndromen) zugeordnet, die alle etwas gemeinsam haben: Sie zeichnen sich durch die Kombination einer Bewegungsarmut (je nach Ausmaß Hypo- oder Akinese benannt) mit weiteren Symptomen aus. Zu diesen weiteren Symptomen zählen eine Erhöhung der Muskelspannung bei passiver Bewegung (Rigor), Zittern in Ruhe (Ruhetremor mit einer Frequenz von 5-6 Hz) sowie einer Störung der Stellreflexe.

Das Parkinson-Syndrom kann bei verschiedenen Situationen von Nervenzellverfall, sogenannter Neurodegeneration, auftreten. Ein Ansatz, die Parkinson-Syndrome einzuteilen, welche Eiweißmoleküle sich krankhaft in Nervenzellen anreichern.

Bei der Parkinson-Erkrankung im engeren Sinne reichert sich das Protein Alpha-Synuklein an. Diese Erkrankung zählt gemeinsam in eine Kategorie mit familiären Parkinson-Syndromen, der Multisystematrophie und der Demenz mit Lewy-Körper.

Bei anderen Parkinson-Syndromen reichert sich das Tau-Protein an. Hierzu zählen die progressive supranukleäre Paralyse und die kortikobasale Degeneration.

Parkinson-ähnliche Symptome treten aber auch bei ganz anderen unterschiedlichen Erkrankungen auf, sodass sich die Differentialdiagnostik außerordentlich komplex darstellt.

Somit lassen sich die Parkinson-Syndrome in vier Gruppen ordnen:

  • Morbus Parkinson = ideopathisches Parkinson-Syndrom (ca. 75% aller Fälle)
  • genetische Formen des Parkinson-Syndroms
  • atypische Parkinson-Syndrome (im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen, z.B. Multisystematrophie, Demenz vom Lewy-Körper-Typ, progressive supranukleäre Blickparese, kortikobasale Degeneration)
  • sekundäre Parkinson-Syndrome (z.B. gefäßbedingt, durch Normaldruckhydrozephalus, durch Medikamente verursacht, nach Traumata, Toxinexposition, Stoffwechselstörungen, Hirnentzündung)


Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Parkinson-Erkrankung im engeren Sinne, Morbus Parkinson bzw. das ideopatische Parkinson-Syndrom

Ursachen

Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Erkrankungen vor dem 40. Lebensjahr deuten häufig auf einen genetischen Hintergrund. Menschen, die wiederholt schwere Schädel-Hirn-Traumen erlitten haben, erkranken mit höherer Wahrscheinlichkeit. Ähnlich steht es mit der Exposition mit bestimmten Giften, z.B. Pestizide und Lösungsmittel.

Einige Befunde deuten in die Richtung, dass das Darm-Mikrobiom eine wichtige Rolle spielt. Häufig beginnt Morbus Parkinson mit Verstopfung und Riechstörungen. Man nimmt an, dass krankmachende Eiweißmoleküle sich zunächst im örtlichen Nervensystem des Darms sowie im Riechkolben anreichern und über Nervenfortsätze in das Gehirn transportiert werden.

Rauchen ist ausnahmsweise kein Risikofaktor – im Gegenteil: Tabakkonsum scheint das Risiko zu vermindern, auf der anderen Seite sind an Morbus Parkinson erkrankte Menschen seltener Raucher als Menschen aus nicht betroffenen Vergleichsgruppen.

Pathologisch-anatomische Befunde

Beim Morbus Parkinson gehen unter anderem Zellen in einem paarig angelegten Kerngebiet im oberen Hirnstamm zugrunde. Als einen Kern bezeichnet man eine Ansammlung von Nervenzellkörpern, die umgeben sind von fetthaltig isolierten Leitungsbahnen. Das betreffende Kerngebiet heißt Substantia nigra, „schwarze Substanz“, was auf deren Gehalt an dem Pigment Melanin zurückzuführen ist. Noch genauer: Der kompakte Anteil dieses Kerngebietes, die Pars compacta, nimmt Schaden. Hierdurch kommt es zu einem Ungleichgewicht in der Bewegungsplanung und -regulation.

Symptome

Die Bewegungsverarmung als Symptom wurde bereits eingeführt. Frühzeitig kann es zu Verstopfung, Harninkontinenz, Schlafstörungen und psychischen Symptomen (z.B. einer Depression) kommen. Auch treten Schmerzen in Armen, Beinen und Wirbelsäule auf. Langsam und fortschreitend werden Ausdrucks- und Mitbewegungen weniger. Gezielte Bewegungen fallen schwerer, der Muskeltonus nimmt zu. Dieser höhere Muskeltonus, auch als Rigor bezeichnet, äußert sich als wächserner Widerstand gegen passive Bewegungen. Die Körperhaltung verändert sich charakteristisch, beispielsweise wird das Gangbild kleinschrittiger und langsamer, vornübergebeugt und die Arme schwingen beim Gehen weniger mit. Manchmal fällt das Loslaufen schwer, auch als Freezing bezeichnet. Das Zittern, der sogenannte Tremor, kommt meist in Ruhe vor und erreicht eine Frequenz von 4-6 Hz. Möchte man etwas greifen, nimmt der Tremor in der Regel ab oder hört für einen Moment auf. Je nach Ausprägung der Symptome steht eher die Bewegungsarmut („akinetisch-rigider Typ“) oder das Zittern („Tremordominanztyp“) im Vordergrund. Auch ein Gleichgewicht zwischen beiden oder Übergänge sind möglich.

Diagnostik

  • Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
  • körperlich-neurologische Untersuchung
  • psychiatrische Untersuchung
  • neuropsychologische Untersuchungen
  • Ultraschall (das betreffende Kerngebiet kann im Ultraschall gesehen und beurteilt werden; es gibt im Falle des Morbus Parkinson bei 90% der Betroffenen mehr Signal, sogenannte Hyperechogenität der Substanzia nigra)
  • nuklearmedizinische Messung (DaTSCAN)
  • Magnetresonanztomographie (MRT, zur Ausschlussdiagnostik)

Therapie

Eine medikamentöse Therapie sollte rechtzeitig eingeleitet werden. Im Zentrum steht die Substitution des verloren gegangenen Dopamins. Da Dopamin jedoch nicht durch die Blut-Hirn-Schranke gelangt, die das Gehirn schützt, wird L-Dopa verabreicht, und zwar gemeinsam mit einer weiteren Substanz, die es vor dem Abbau in der Peripherie schützt (Benserazid oder Carbidopa).

Bei der Auswahl der Medikation sind das Lebensalter sowie die im Vordergrund stehenden Symptome zu berücksichtigen. Um Spätkomplikationen zu vermeiden, wird Betroffenen vor dem 70. Lebensjahr zumeist keine alleinige Therapie mit L-Dopa angeboten, sondern zunächst mit Medikamenten, welche die Verfügbarkeit des Dopamins erhöhen bzw. dessen Abbau hemmen, sogenannte MAO-B-Hemmer wie Selegilin oder Rasagelin. Darüber hinaus können sogenannte COMT-Inhibitoren eingesetzt werden, die den Abbau von L-Dopa verhindern, als auch Amantadin, welches andere Botenstoffsysteme hemmt, um ein Gleichgewicht wiederherzustellen. Es stehen weitere Optionen zur Verfügung, die unter Abwägen von Vor- und Nachteilen sowie möglichen Spätfolgen individuell angepasst werden können.

Über die Möglichkeiten der ambulanten Diagnostik und Therapie hinaus bieten wir Ihnen teilstationäre Komplexbehandlungen an, um die Symptome des Parkinson-Syndroms zu lindern. Hierzu zählen:

  • medikamentöse Therapieoptimierung und Management von Nebenwirkungen
  • kognitives Training
  • neuropsychologische Therapie
  • Verhaltenstherapie
  • Bewegungstherapie
  • Physiotherapie
  • Logopädie
  • Kunst- / Ergotherapie
  • Musiktherapie
  • Ernährungsberatung

Wenden Sie sich bitte mit all Ihren Fragen und Anliegen rund um den Themenkreis Parkinson und weitere Bewegungsstörungen an uns. Wir stehen Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite, unterstützen und begleiten Sie.